“Na, Sie haben sich aber was vorgenommen!” oder “Das ist aber ein mutiger Schritt” – das sind Sätze, die ich häufig von KundInnen höre, die den Wollkaufladen zum ersten Mal betreten. Ich weiß, dass die meisten damit ihre Anerkennung zum Ausdruck bringen wollen, dass ich diesen Schritt gewagt habe, mein eigenes Geschäft zu eröffnen. Ja, das ist mutig. Aber in solchen Sätzen schwingt noch etwas anderes mit. Es klingt, als meinten einige, dass ich sowieso zum Scheitern verurteilt sei.
Ein Klick, ein Kauf, eine leere Innenstadt?
Es ist schwer zu beschreiben, aber trotzdem deutlich rauszuhören: Viele glauben nicht, dass man im Jahr 2020 mit einem Ladengeschäft und komplett ohne Onlineshop noch erfolgreich sein kann. Wie schade! Meinen KundInnen sage ich es immer wieder: Jedes Mal, wenn Du im Internet auf einen “Kaufen”-Button klickst, fängt irgendwo eine lokale EinzelhändlerIn an zu weinen. Ich will das Internet gar nicht verteufeln. Es ist praktisch. Es macht uns an vielen Stellen das Leben einfacher. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass der Online-Handel den lokalen Einzelhandel zerstört. Die Entscheidung, Dinge online zu kaufen, trifft jede/r von uns selbst. Und ja, häufig siegt die Bequemlichkeit. Zudem ist die Abwärts-Spirale schon im vollen Gange. Vieles bekommt man, insbesondere in kleineren Städten wie hier in Rendsburg nicht mehr vor Ort zu kaufen. Immer mehr Geschäfte schließen und viele Innenstädte werden langsam zu Geisterstädten.
Vor Ort gibt’s das, was im Netz fehlt
Trotz alledem: Ich glaube fest daran, dass lokale Geschäfte erfolgreich sein können. Unter Strick- und HäkelfreundInnen gibt es zum Glück noch viele, die gern vor Ort kaufen. Nicht ohne Grund kursiert der Aufruf “Support your LYS” (Unterstütze dein lokales Garngeschäft) seit Jahren im Strick-Netz – und zeigt, dass Online-Aktivität und das Einkaufen vor Ort Hand in Hand gehen können.
Ein Garn vor dem Kauf zu sehen und anzufassen, ist vielen sehr wichtig. Wichtiger sogar als der Preisunterschied zu den zahlreichen Online-Händlern, die meistens die Waren günstiger anbieten als ich es kann. Doch im Wollkaufladen gibt es reichlich Mehrwert, den kein Onlineshop bieten kann. Wir beraten unsere Kundinnen. Wir zeigen verschiedene Optionen und Alternativen für Euer Projekt auf. Wir erklären Strickanleitungen und helfen bei Problemen. Wir entwickeln Ideen. Wir stricken Muster und präsentieren unsere Waren. Wenn Ihr zu viel gekauft habt, nehmen wir unkompliziert den Rest zurück – ganz ohne Retourenschein und Postweg.
Aktion: Dein liebstes Wollgeschäft
Kurzum: Es ist für alle von Vorteil, seine lokalen Woll-Dealer statt eines Internet-Shops aufzusuchen. Deshalb freue ich mich über die Aktion des Wollgeschäftes Deichqueen aus dem benachbarten Dithmarschen. Hier können sich WollhändlerInnen in eine Liste eintragen. Zudem geben auch die beiden Inhaberinnen des Ladens ein klares Statement für den lokalen Einzelhandel ab und bitten HändlerInnen und KundInnen, sich gegenseitig zu unterstützen. Daumen hoch dafür. Ich bin gerne dabei und lasse dies hier als meinen persönlichen Appell einfach mal so stehen.
Ach ja: Wenn ihr in den sozialen Medien unterwegs seid, könnt ihr, um die Aktion zu unterstützen Eure Beiträge rund um Eure Garngeschäfte vor Ort mit den Hashtags #myfavouritelys, #gemeinsamlokal und #meinliebstesWollgeschäft markieren.