Als ich meinem Mann von dem Vorhaben erzählte, diesen Text auf dem Wollkaufladen-Blog zu veröffentlichen, meinte er, das sei vielleicht keine gute Idee. Weil ich dadurch Kundinnen abschrecken könnte. Und das stimmt, manch eine wird vielleicht pikiert sein, weil ein solcher Appell, wie er gleich folgt, ihrer Meinung nach hier überhaupt nichts zu suchen hat. Ich tue es trotzdem, weil mir die Botschaft wichtiger ist als diejenigen, die dann vielleicht nicht mehr in den Laden kommen.
Es geht um die Bundestagswahl, die nächsten Monat ansteht. Ich möchte betonen, dass selbstverständlich jede eine freie Entscheidung treffen kann, welcher Partei sie ihre Stimme gibt – das ist ein demokratisches Grundprinzip, das ich niemandem absprechen werde. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle meinen Senf dazugeben. Denn ich habe Angst. Um die Zukunft meiner Kinder. Und ich habe das Bedürfnis, etwas zu tun, um das, was unabwendbar scheint, doch noch zum Besseren zu wenden. Wenn es nämlich ungebremst so weitergeht wie bisher, muss ich mit höchster Sicherheit davon ausgehen, dass meine Kinder es, wenn sie so alt sind wie ich, mit großem Abstand nicht so gut haben werden wie ich es heute noch habe und wie die meisten von Euch es ein Leben lang hatten.
Es wird mehr Ungleichheit, Diskriminierung und Spaltung in der Gesellschaft geben, bedingt durch den Rechtsruck, der in den letzten Jahren deutlich spürbar geworden ist. Man kann die Augen nicht mehr davor verschließen, dass die Grenzen zwischen konservativer und rechtsextremer Politik immer schwammiger werden, um es vorsichtig zu formulieren.
Außerdem wird es zahlreiche, extrem unangenehme Folgen durch den menschengemachten Klimawandel geben, vor dem Wissenschaftler seit über 30 Jahren warnen. Die ersten Auswirkungen merken wir erst jetzt, während die Menschen in anderen Regionen des Planeten schon länger und in dramatischem Ausmaß davon betroffen sind. Es bleibt nur noch sehr wenig Zeit, um das Schlimmste zu verhindern, das gilt als wissenschaftlich erwiesen.
Ein Wandel muss her – jetzt!
Seit 16 Jahren – das ist genau die Hälfte meines Lebens – wird in Deutschland auf Bundesebene (und nicht nur dort) Politik gemacht, die den Anforderungen unserer Zeit nicht gerecht wird. Eine Politik, bei der ich mich frage, wofür das „C“ im Namen einer der Koalitionsparteien steht – für christliche Werte wohl nicht. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass die Regierenden wissentlich und willentlich tausende Menschen an den europäischen Außengrenzen sterben lassen? Dass sie Milliardensummen in Auto- und Luftfahrtkonzerne investieren anstatt in Schulen und Krankenhäuser? Dass sie ungeachtet sämtlicher Warnungen der Wissenschaft zulassen, dass unser aller Lebensgrundlagen zerstört werden, statt sie zu schützen?
Wie kann es sein, dass die Politik, die heute gemacht wird, so wenig zukunftsorientiert ist? Sie ist zugeschnitten auf meine Eltern- und Großelterngeneration, die quasi ihr gesamtes Leben in Wohlstand und Sicherheit verbracht haben. Und die im Vergleich zu meinen Kindern und mir, auch nicht mehr so viel Lebenszeit auf dieser Welt vor sich haben. Die aber auch, dank des demografischen Wandels, die größte Gruppe wahlberechtigter Bürgerinnen umfasst. Und das ist auch schon die ganze Erklärung.
Einstehen für die, die keine Stimme haben!
Unsere Kinder können noch nicht wählen. Wenn sie es könnten, würden sie die Parteien wählen, die eine Zukunftsorientierung erkennen lassen. Wir müssen das für sie tun. Und zukunftsorientierte Wahlprogramme gibt es, wenn auch zumindest nur an groben Eckpunkten gemessen. An diese Strohhalme müssen wir uns klammern. Das ist, wozu ich alle, die dies lesen, dringlich auffordere: Denkt an die Zukunft Eurer Kinder und Enkelkinder! Geht am 26. September wählen und wählt so, dass sie die Chance auf eine gute Zukunft haben!
Da ich viele meiner Kundinnen so einschätze, dass sie das sowieso tun, möchte ich diese bitten: Redet mit so vielen Menschen wie möglich über die Wichtigkeit der bevorstehenden Wahl! Redet mit denen, die wahrscheinlich immer an der gleichen Stelle ihr Kreuz machen, darüber, dass es einen Wandel geben muss!
Und denen, die trotz hunderten guten Gründen immer noch meinen „Das haben wir schon immer so gemacht“ sei gesagt: Wenn die Menschen stets alles so wie immer gemacht hätten, dann würden wir noch in Höhlen leben! Fortschritt geschieht durch Veränderung. Ich kann verstehen, dass das vielen große Angst macht. Doch ich versichere Euch eines: Die Angst meiner Generation um die Zukunft unserer Kinder ist größer!